Monat: Juni 2015
Die Macht der Angst
gepostet am 30. Juni 2015
Angst ist ein Grundgefühl, ein Gefühl, das sich in bedrohlich empfundene Situationen in Besorgnis und Erregung äußert.
Wie viele von Euch auch beschäftigen mich die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse dieser Tage. Was mich dabei am meisten beschäftigt ist die Macht der Angst.
Es stellen sich viele Fragen bezüglich des Umgangs mit Flüchtlingen, Herausforderungen der Migration, Umgang mit psychisch labilen Menschen. Aggression und Unberechenbarkeit, aber auch Unsicherheit durch Unkenntnis können verständlicherweise bedrohlich sein; können Angst auslösen.
Ich frage mich seit einiger Zeit, was wir als Gesellschaft mit dieser Angst machen können. Meiner Wahrnehmung nach bekommt die Angst politisch und gesellschaftlich einen Raum und eine Macht, die an sich gefährlich ist. Die Angst wird von der einen Seite, (diejenigen, die sich nicht bedroht fühlen) nicht ernst genommen und von der anderen Seite (diejenigen, die sich bedroht fühlen) als Berechtigung für Kontrolle und das Beharren auf traditionellen Werten gesehen. Die Angst berechtigt dann vermeintlich zu unmenschlichen Beschlüssen und Handeln, weil man das Eigene, die eigene Sicherheit und die Vorhersehbarkeit bedroht erlebt.
Können wir etwas neben die Angst stellen? Wie können wir diese Angst beruhigen? Angst lässt sich nicht wegerklären oder wegrationalisieren, lässt sich nicht ignorieren, lässt sich auch nicht einfach abstellen. Was brauchen wir als Gesellschaft und als Einzelne, um mit dieser Angst umzugehen und gleichzeitig die realen Herausforderungen, die sich uns und der Welt stellen zu meistern? Die Lösungen der „einen“ Seite sind derzeit keine Lösungen, die die „andere“ Seite stehen lassen kann. Sie beruhigen nicht ihre Angst.
Das Bedürfnis nach Sicherheit, nach Vorhersehbarkeit und nach Zugehörigkeit sind existentielle Grundbedürfnisse, die wir sehr unterschiedlich befriedigen. Wenn jemand Angst hat, braucht er die Anerkennung dieser Bedürfnisse. Er/sie braucht auch ein Gegenüber, anerkennendes Mitgefühl beruhigt Angst und lässt den Blick wieder weiter werden. Wie das politisch oder gesellschaftlich aussehen kann, weiß ich nicht, aber ich denke es ist eine Richtung in die wir denken können und Menschliches menschlicher machen können.